Thematische Einführung
Das System der sozialen Dienstleistungserbringung befindet sich seit einigen Jahren in einem grundlegenden Umbruch. Die Einführung von Wettbewerb und Konkurrenz beinhaltet einen Systemwechsel vom Wohlfahrtssektor zur Sozial- und Gesundheitswirtschaft.
Mit der damit verbundenen Ökonomisierung wächst die öffentliche Aufmerksamkeit für diese „Branche“, die sich in Bezug auf Tätigkeitsfelder, Organisation und Trägerschaften als äußerst heterogen darstellt. Mit Blick auf den wachsenden gesellschaftlichen Bedarf an sozialen Dienstleistungen ist der Sozial- und Gesundheitsbereich seit einigen Jahren als Wirtschaftsfaktor und als Hoffnungsträger („Boombranche“) geradezu entdeckt worden.
Sozialdienstleistungen (soziale resp. personenbezogene Dienstleistungen) gelten dementsprechend als expandierender Arbeitsmarktsektor mit weiterhin guten Zukunftsprognosen. Dabei handelt es sich hier um ein Beschäftigungssegment, das als traditionelle Frauendomäne anzusehen ist: ca. 80% der Beschäftigten sind weiblich. Prognostiziert werden hier nicht nur gute Beschäftigungschancen, sondern auch eine Ausdifferenzierung, u.U. verbunden mit einer zunehmenden Polarisierung der Berufslandschaft, einer Aufspaltung in hochdotierte - männerdominierte - Managerfunktionen und - frauendominierte - Helferfunktionen im Niedriglohnbereich bzw. in ehrenamtlicher Tätigkeit.
Zugleich verändert sich mit diesen gesellschaftspolitischen Entwicklungen insgesamt der Charakter der „helfenden Berufe“. Als (professionelle) Dienstleistungsberufe lässt sich ein Wandel der Arbeitsinhalte ebenso wie der Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen feststellen - bis hin zur tarifpolitischen Neubewertung der personenbezogenen Tätigkeiten und zum Selbstverständnis resp. Status der MitarbeiterInnen (tendenziell von der Besonderheit der „kirchlichen Dienstgemeinschaft“ zur Normalität eines Arbeitgeber-/ Arbeitnehmerverhältnisses).
Damit wächst auch das Bedürfnis innerhalb des Sozialsektors, sich selbst ausdrücklich ins Verhältnis zu setzen zu anderen Wirtschaftszweigen und deren betriebswirtschaftliche Logiken zu adaptieren: Was bedeutet „Effizienz“ im sozialen Bereich, wie lassen sich „Qualität“, „Produkte“, „Kunden“, „Markt“ definieren, wie operationalisieren? Wie stellt sich die Sozial- und Gesundheitswirtschaft im europäischen Vergleich und im internationalen Wettbewerb auf? Welche Chancen und welche Risiken sind mit der zunehmenden Liberalisierung dieses Sektors verbunden? Welche Personalentwicklungsmodelle, welche Qualifikationsprofile müssen neu entwickelt und praktisch umgesetzt werden?
Entlang dieser Fragestellungen ergibt sich Forschungs- und Beratungsbedarf, der an der Sozialforschungsstelle teilweise bereits projektförmig bearbeitet wird, teilweise noch zu entwickeln ist.
Ausgewählte Projekte:
Ausgewählte Publikationen: